Über Jahrhunderte hinweg versuchten (und versuchen) Menschen ihrem Leben durch Auswanderung eine positive Wendung zu geben. Vielmehr als die großen, bekannten Namen sind es die vielen unbekannten Schicksale, die ebenso in historischen Dokumenten zu finden sind. So wie der Brief, in dem Emma Berger über den Tod ihres Vaters Jakob berichtet. Jakob Berger stammte aus Oggersheim in der Pfalz und wanderte 1886 nach Cleveland aus. 1909 verstarb er 43-jährig und durch den Brief seiner Tochter Emma erfahren wir nicht nur die Todesnachricht, sondern auch Näheres über die Lebensumstände der Familie in den USA. Die ersten zwei Seiten des Briefes finden Sie im Anschluss.
aus: LASp Best. J 15 Nr. 873 (die Verwendung der Reproduktion ohne Genehmigung ist nicht gestattet – ein Ausdruck zur eigenen Verwendung ist gestattet)


Die Transkription wird am kommenden Freitag veröffentlicht.
Das Thema Auswanderung ist eines der wichtigsten Forschungsfelder in Archiven. Dementsprechend viele Quellen, Datenbanken, Online-Angebote und Literatur gibt es hierzu.
Zu dem oben gezeigten Brief:
Isabell Weisbrod: „Jakob tot“ – traurige Nachricht aus Übersee, in: Walter Rummel (Hrsg.), 200 Jahre Landesarchiv Speyer. Erinnerungsort pfälzischer, rheinhessischer und deutscher Geschichte, 1817-2017 (= Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz Bd. 122), S. 307ff.
Zwar waren die USA das Einwanderungsland, dennoch verließen viele Deutsche ihre Heimat auch in Richtung anderer Länder, so zum Beispiel nach Argentinien oder Brasilien. Einschlägige Literatur hierzu finden Sie am besten über die Seiten der regionalen Landesbibliotheken oder über die Seite der Deutschen Nationalbibliothek: https://portal.dnb.de/opac.htm?method=showSearchForm
Einen interessanten Beitrag über die Auswanderung vor 200 Jahren finden Sie hier (Bericht über eine ARD-Dokumentation, in der Personen wie vor 200 Jahren über den Atlantik reisten): https://www.youtube.com/watch?v=5ldejfOG_lc
Die vierte Zeile ist wirklich schwierig, weil sie genau auf dem Knick im Papier liegt.
Ansonsten muss man sich Pfälzer Dialekt vorstellen… (beginn 2. Seite!)
July 1.1909.
Cleveland. O[hio].
I
Liebe Tante und Onkel und Cousine.
Liebe Tante da wir deinen lieben
Brief erhalten haben und gesehen
haben das ihr schon vom st… [konnte ich nicht entziffern, Knick im Papier]
unserem Papas Todesphal. [sic!] Liebe
Tante das war Herzbrechen unserem
Papa sterben sehen. Liebe Tante
ich will dir sagen wie er gestorben
ist. Ich war bei seinem Bett
bis an die letzte minute und
so (ans) auch mama und eine
Freunde von uns. Liebe Tante
ehe er starb 15 minute zuvohr [sic!]
hat er dir noch gerufen du soltest
ihm helfen und bei ihm stehen.
Ehr hat dich noch beim nahmen
II
gerufen. Liebe Tante die ganze
vormittag hat er die Großmutter
gerufen. Aber sie konnte nicht
kommen (ud) und ihm helfen.
Wie gern hätte papa die
Großmutter noch einmahl gesehen
das wars sein einzigster Wunsch.
Er wollte noch gerne an die
Großmutter schreiben aber er
konnte nicht. Er wollte
die mama noch immer was
sagen aber die mama konnte
(ih) nicht verstehen was er
wollte das war noch kurz befor [sic!]
er abschied von uns nahm.
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