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Als in den denkwürdigen Tagen des Juli
1914 der Österreichisch-Serbische Krieg ausbrach,
waren aller Augen auf Kaiser Wilhelm II.
gerichtet. In seiner Hand lag das Geschick
nicht nur Deutschlands, sondern aller Völker
Europas. In diesen schweren Stunden war es
Sein innigster Wunsch u[nd]. sein eifrigstes Be-
mühen den Frieden zu erhalten. Diese Be-
mühungen waren schon seit seinem Re-
gierungsantritt sein höchstes Ziel, wonach
er immer strebte. Sie sind jetzt gescheitert an
der Tücke und Rachsucht unserer Feinde. Der
alles vernichtende Völkerkrieg ist ausgebrochen.
Es war wohl durch das Geschick der Vorsehung
bestimmt, daß dieser Krieg ausbrechen mußte.
Wir sollen darum nicht jammern u. klagen
über dieses fürchterliche Schicksal, das über uns
hereingebrochen ist. Wie alle Himmelsplagen, so
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muß auch dieser Krieg mit Geduld und
Standhaftigkeit ertragen werden, denn
jenes Dichterwort sagt: der Krieg ist schreck-
lich wie des Himmelsplagen, doch ist er gut
ist ein Geschick sie
Der Krieg ist schrecklich, denn durch
ihn werden alt und jung, groß und klein
in allen Schichten der Bevölkerung in Mit-
leidenschaft gezogen. Alles zieht hinaus in
den Kampf der Freiheit. Der Vater, der Er-
nährer, der Sohn, der Bruder, sie alle er-
leiden die unendlichen Strapazen mit
einer eisernen Geduld, gilt es doch das
Vaterland von sovielen Feinden zu be-
schützen. Sie erdulden auch die gräßlichsten
Verwundungen, aber auch nicht die ge-
ringsten Klagen dringt aus ihren Lippen.
Tausende von Freiwilligen opfern ihr Leben
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freudig, wenn es heißt Ehre und Ruhm
des Vaterlandes zu retten. Auch zu hause
heißt es standhaft sein. Wievielen Kindlein
fehlt jetzt der Vater, der Ernährer? Diese
Frage tritt in dieser Zeit sovielen Menschen
vor die Augen. Es kommt eine schreckliche
Not an sie heran. Da heißt es auch Kopf
hoch und nicht verzagt, denn wird die Zeit
auch noch so schrecklich sein, Gott wird uns
nicht verlassen! Beständig lebt man in
Angst und Sorge um die Angehörigen,
denn ihnen schwebt der Tod in jeder
Sekunde vor den Augen. Wie ist es da
eine Aufheiterung, vielleicht aber ein Schlag,
ein schwerer Schlag, wenn die Feldpost
kommt. Sie bringt die ersehnten Nachrichten,
auf welche man schon lange mit Ungeduld
wartet.
Seite 2, Zeile 5
ist ein Geschick wie sie
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Danke für den Hinweis!
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In Zeile 4 Seite 2
würde ich Himmels plagen als getrennte Wörter lesen
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Noch eine Frage zu dem Zitat auf Seite 2. „jenes Dichterwort …“ ist aus Wallenstein von Fr. Schiller, 2. Akt, 2. Auftritt. Ist es sinnvoll, das zu vermerken, wenn ja, wie?
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Hallo Herr Lubenow, sehr gut bemerkt 🙂 Da es nicht zum reinen Lesen können des Textes beiträgt, würde ich es nicht vermerken. Sobald es innerhalb einer Fragestellung zum Inhalt relevant würde, würde ich es über eine Fußnote erfassen, da man so evtl. noch weitere erklärende Ausführungen beifügen kann. Ansonsten gilt: alles, was Sie selbst vermerken oder erweitern: immer in eckige Klammern!
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